Wenn das Kaninchen krank ist ...


Jeder Tierhalter kennt es: Eine Krankheits- oder Notfallsituation mit dem Tier kann sehr schnell eintreten.

Als Besitzer ist man dann in großer Sorge um sein Tier - so kann es hilfreich sein, schon vorab die wichtigsten Daten zu den eigenen Kaninchen zu notieren und immer wieder zu aktualisieren, damit im Ernstfall alles griffbereit zur Hand ist und in der Aufregung keine wichtigen Details vergessen werden.


Ich möchte Ihnen gerne einige Tipps zum Umgang mit einem verletzten oder kranken Tier im Notfall geben. Ganz wichtig: Ein akuter Notfall muss dringend vom Tierarzt abgeklärt werden!

Häufige plötzlichen Erkrankungen
       bei Kaninchen sind zum Beispiel:   


  • Stürze und Verletzungen

Einer der häufigsten Gründe eines Notfalltermins in der Tierarzt-Praxis sind Verletzungen, Stürze oder vom Arm des Besitzers heruntergefallene Kaninchen. Diese Unfälle können zu schweren bzw. lebensgefährlichen Verletzungen mit dramatischen Folgeschäden wie z.B. Lähmungen oder Wirbelbrüchen führen. Als Besitzer kann man solchen schwerwiegenden Verletzungen gut vorbeugen, indem man sein Tier, wenn man es hochnehmen muss, immer mit beiden Armen gesichert hält. Kaninchen sind Fluchttiere und können sich blitzschnell umdrehen oder herunterspringen und sich dabei schwer verletzen. Für ein Kaninchen ist es immer wichtig, dass es unter allen vier Pfötchen sicheren Halt verspürt – sonst kann es aus Angst zu einer gefährlichen Fluchtreaktion kommen.

Sollte Ihnen mit Ihrem Tier ein solcher oder ähnlicher Unfall zu Hause passieren, ist die erste Maßnahme als Besitzer: Ruhe bewahren. Ihr Tier orientiert sich an Ihnen – je ruhiger Sie im Notfall sind, umso besser können Sie auch eine Paniksituation bei Ihrem Tier vermeiden. Sehen Sie sich Ihr Kaninchen sofort an, ob Ihnen Veränderungen auffallen: Ist wirklich etwas passiert oder hat es nur einen Schreck bekommen? Verhält es sich normal wie immer, ist es wach und munter? Kann es alle Pfötchen normal bewegen und hoppelt in normaler Haltung? Das sind erst einmal beruhigende Fakten.

Alarmiert sollten Sie sofort sein, wenn sich das Kaninchen völlig anders als gewohnt verhält, bewegungslos auf dem Boden bleibt, es sich nicht mehr wie gewohnt bewegen will oder kann, humpelt, einzelne Pfötchen nachzieht, hochhält, nicht auf den Boden aufsetzen will oder auch permanent putzt, und natürlich auch, wenn sein Bewusstsein eingeschränkt ist, seine Augen halb geschlossen sind (häufiges Schmerzanzeichen!), es mit den Zähnchen knirscht oder ähnliches. In diesen Fällen rufen Sie bitte sofort einen Tierarzt bzw. außerhalb der Sprechzeiten eine Notdienst-Praxis an – schwere akute Verletzungen müssen sofort versorgt werden!

Auch stark blutende Wunden sollten richtig versorgt werden. Kaninchen neigen, wenn sich Wunden infizieren, schnell zu Abszessen, und natürlich müssen auch blutende Verletzungen kompetent versorgt werden. Minimale Verletzungen wie z.B. eine ausgerissene Kralle, die schnell wieder aufhören zu bluten, können dagegen zunächst zu Hause versorgt werden.
Wichtig: Alle Wunden sollten regelmäßig kontrolliert werden, dass sie sich nicht entzünden! 


  • Futterverweigerung / „Bauchgeschichten“

Baucherkrankungen wie Aufgasungen, Magenüberladungen oder Bezoare im Verdauungstrakt entwickeln sich bei Kaninchen meistens spontan und zunächst ohne direkt erkennbare Ursache. Der Besitzer bemerkt es in der Regel daran, dass die Tiere nicht zum Futternapf kommen, kein Interesse am Futter haben, über längere Zeit nicht fressen und häufig auch apathisch und bewegungsunlustig werden.

Für Kaninchen ist es lebenswichtig, regelmäßig und nahezu permanent zu fressen. Sie haben nur einen sehr schwach bemuskelten Magen, so dass das Futter nicht durch die Muskelbewegung, sondern nur durch kontinuierlichen Nahrungsnachschub im Magen weitertransportiert wird. Frisst ein Kaninchen über längere Zeit nicht, kann das Futter im Magen zu gären beginnen – Aufgasungen können die Folge sein. Wird das Futter durch mechanische Hindernisse im Magen wie zum Beispiel Fellverklumpungen (“Bezoare“) am Weitertransport gehindert, können massive Magenüberladungen entstehen.

Beide Erkrankungen können sich sehr schnell lebensbedrohlich entwickeln: Neben starken Schmerzen kann der überdehnte Magen auf andere Organe im Brustraum drücken, massive Herz-Kreislauf-Störungen verursachen und bis hin zum Schock führen. Baucherkrankungen eines Kaninchens sind daher immer ein Notfall, die sehr frühzeitig behandelt werden sollten.

  • Haut- und Fellveränderungen

Haut- und Fellveränderungen, Ausfall des Felles, kahle Stellen, wunde Pfötchen oder verfärbte und verklebte Haare können bei Kaninchen Ausdruck verschiedener Haut- oder auch innerer Erkrankungen sein. In vielen Fällen verursachen Bakterien, Pilze oder Parasiten wie z.B. Milben die Beschwerden. Wichtig ist es dann zunächst, den konkreten Erreger zu bestimmen - so dass das Kaninchen gezielt behandelt werden kann. Häufig müssen auch zu Hause die Umgebung des Tieres oder die Einrichtung des Geheges desinfiziert werden. 

  • Augenverletzungen, tränende Augen & Veränderungen an den Ohren

Verletzungen an Augen und Ohren können viele Ursachen haben: Sie können beim Toben entstehen, durch Beißereien mit anderen Kaninchen, durch innere Erkrankungen (Zahnerkrankungen/Abszesse) oder auch durch Zugluft. Alle Erkrankungen am Kopf sollten Sie unbedingt versorgen und je nach der vorliegenden Ursache behandeln lassen. 

Wichtig: Alle Verletzungen an den Augen sind ein Notfall und sollten schnellstmöglich vom Tierarzt versorgt werden! Hier ist ein möglichst frühzeitiger Behandlungsbeginn wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. 

  • Chronische Erkrankungen wie Schnupfen oder EC (Encephalitozoon Cuniculi)

Besitzer von chronisch kranken Tieren sind meist in der Pflege sehr erfahren. Dennoch kann es kurzfristig zu einem Krankheitsschub mit verstärkten Symptomen kommen. Ein möglicher EC-Schub kann sich zum Beispiel in einem ungewöhnlichen Verhalten des Tieres, Kopfschiefhaltung, im Kreis laufen oder Lähmungserscheinungen zeigen – je früher hier mit der Behandlung begonnen wird, umso besser ist die Prognose für das Tier!

  • Im Sommer: Hitzschlag!

Kaninchen sind äußerst wärmeempfindlich und können Hitze nur sehr schwer verkraften. An den heißen Sommertagen müssen sie daher unbedingt kühle Schattenplätze und Rückzugsorte im Gehege zur Verfügung haben. Passiert es doch einmal, dass ein Kaninchen durch die Hitze schlapp und apathisch wird, ist dies ein akuter Notfall und muss sofort vom Tierarzt behandelt werden! Als erste Maßnahme sollte das Kaninchen sofort an einen kühlen Ort gebracht werden, außerdem können feuchte, kühle (keine eiskalten – Schockgefahr!) Handtücher umgelegt werden.


In einem akuten Notfall ist Zeit das Wichtigste: Das verletzte oder erkrankte Kaninchen muss schnellstmöglich versorgt werden.

Der sichere Transport des Kaninchens

Für den Transport wird das Kaninchen am besten sicher in seine Transportbox gesetzt. Im Bedarfsfall kann die Box mit Handtüchern oder einer Decke weich ausgepolstert werden. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist angemessene Wärme sehr wichtig, damit das kranke Kaninchen nicht auskühlt; auch Wärmekissen („Snugglesafe“) können gut helfen. Durch Schreck, Schock oder Erkrankung ist der Kreislauf ohnehin stark belastet und muss vor weiterem Wärmeverlust geschützt werden.


Im Sommer handelt man bei großer Hitze umgekehrt: Hier sollte nach Möglichkeit vermieden werden, die Tiere in der Mittagshitze zu transportieren bzw. alternativ im Auto mit Klimaanlage. Kaninchen sind sehr hitzeanfällig; sie können nicht schwitzen und leiten Wärme neben den Ohren nur über eine verstärkte Atmung ab. Bei großer oder stauender Hitze können sie daher schnell Herz-Kreislauf-Probleme bis zu einem Hitzschlag erleiden.



Ich berate Sie zu allen Themen im Umgang mit Ihrem Kaninchen gern.

Ihre Anja Schade
Tierheilpraktikerin