Paarhaltung oder Kaninchengruppe?
Kaninchen sind sehr soziale Gruppentiere. Sie benötigen für ein glückliches und erfülltes Leben immer mindestens ein Partnertier an ihrer Seite und sollten deshalb nie alleine gehalten werden. Auch, wenn Sie bereits ein Einzeltier besitzen, sollten Sie im Interesse Ihres Kaninchens ein weiteres passendes Tier dazu holen.
- Mindestens Paarhaltung
Wenn Sie die Tiere mindestens zu zweit halten, können Sie beobachten, wie viel Freude die Kaninchen zusammen erleben.
Sie brauchen sich gegenseitig für die Fellpflege, zum Putzen, aber auch für die soziale Kommunikation. Menschen oder Meerschweinchen sind daher durch ihre völlig andere Kommunikation kein adäquater Ersatz für ein Kaninchen.
- Welche Konstellation passt?
Grundsätzlich ist es eine Frage der einzelnen Charaktere, welche Kaninchen zusammenpassen oder nicht. Die ideale Konstellation gibt es daher pauschal nicht.
Es spielt in der Haltung der Kaninchen keine Rolle, ob sich die Tiere von ihrer Jungtierzeit an kennen. Kaninchen leben in einem sozialen Gefüge und müssen ihre Rangordnung mit jedem neuen Gruppenmitglied neu festlegen. Drei oder vier Tiere miteinander zu vergesellschaften, ist dabei nicht komplizierter, als nur zwei Tiere neu zusammenzusetzen – auch hier hängt es in erster Linie von den Charakteren und der Zusammensetzung der bisherigen Gruppe ab, ob und wie sich die neuen Tiere miteinander verstehen.
Meist ist ein Pärchen aus einem Weibchen und einem kastrierten Männchen die einfachste Kombination. Auch zwei Weibchen können sich gut miteinander verstehen, in manchen Fällen jedoch kommt es zwischen zwei Weibchen zu Rangordnungskämpfen. Ebenso kann die Haltung von zwei kastrierten Männchen funktionieren – Rangordnungskämpfe gibt es hier in den meisten Fällen in der Anfangsphase des Zusammenlebens der Tiere.
Eine Konstellation, die generell nicht funktioniert und für die Tiere zu gefährlichen Verletzungen führen kann, ist die Haltung zweier unkastrierter Männchen. Lassen Sie männliche Tiere bitte unbedingt kurzfristig durch den Tierarzt kastrieren; spätestens, wenn die Tiere mit etwa 12 Wochen geschlechtsreif werden.
Ebenso sollten Sie aus Tierschutzgründen bedenken, kein unkastriertes Männchen mit einem Weibchen zusammenzuhalten – zum Schutz für das Weibchen (hierbei findet das Weibchen keine Ruhe vor dem Männchen) und zur Vermeidung von ungewolltem Kaninchennachwuchs. Kaninchenbabys sind ohne Zweifel ausgesprochen niedlich – aber sie wachsen, werden größer und können in den meisten Fällen nicht dauerhaft im Haushalt der ursprünglichen Besitzer bleiben. Ein artgerechtes, schönes Zuhause für die Tiere mit viel Platz und der Erfüllung ihrer Bedürfnisse zu finden ist nicht einfach – und sicher möchte man seine Tiere gut und sicher vermittelt wissen.
Vielleicht möchten Sie lieber selbst ein Tier aufnehmen, das sein Zuhause verloren hat. Im Tierheim warten immer wieder auch junge Tiere auf ein schönes und artgerechtes neues Zuhause. Ein großer Vorteil hierbei ist, dass die Mitarbeiter in den meisten Fällen die Charaktere der Kaninchen gut kennen und Ihnen helfen können, das zu Ihren vorhandenen Tiere am besten passende auszuwählen. Erkundigen Sie sich dort gerne!
- Soll ein Jungtier in die Gruppe?
Etwas Vorsicht ist notwendig, wenn ein Jungtier zu einem älteren Tier dazu kommen soll. Das Jungtier sollte bei einer Vergesellschaftung keinesfalls jünger als 3 Monate sein, bis zu diesem Zeitpunkt besitzt es noch eine sehr dünne Haut und ist sehr anfällig für Verletzungen. Außerdem sollte immer beachtet werden, dass der Altersunterschied möglichst nicht allzu groß ist, da die Lebensbedürfnisse unterschiedlich alter Tiere natürlich auch sehr verschieden sind: Junge Tiere spielen und toben sehr viel, während ältere Kaninchen oft wesentlich ruhiger sind. Ob diese Konstellation auf Dauer gut funktioniert, hängt jedoch vor allem von der Toleranz des „alten“ Tieres ab.
- Kaninchen miteinander vergesellschaften
Möchten Sie neue Tiere zu Ihrem einzeln gehaltenen Kaninchen oder in eine bestehende Gruppe hinein setzen, müssen die Tiere vorsichtig miteinander „vergesellschaftet“ werden. Bitte vermeiden Sie es unbedingt, das unbekannte Tier ohne eine entsprechende Vorbereitung in das Gehege Ihres Kaninchens dazuzusetzen – schwere Revierkämpfe und ernste Verletzungen der Tiere können die Folgen sein! Ihre vorhandenen Kaninchen werden ihr Territorium massiv verteidigen und dulden grundsätzlich keinen „Eindringling“ in ihrem Revier.
Um ein neues Tier dazuzusetzen, müssen daher beide bzw. alle Tiere vorsichtig aneinander gewöhnt und miteinander vergesellschaftet werden. Dies sollte aus den genannten Revierkämpfen niemals in dem gewohnten Gehege der bisherigen Tiere geschehen, sondern immer außerhalb deren aktuellen Lebensbereiches auf einem „neutralen Boden“.
Besteht bei Ihnen keine Möglichkeit eines Bereiches, in dem sich Ihre Kaninchen noch nicht aufgehalten haben, sollten Sie unbedingt das bisherige Gehege gründlich reinigen und für die Vergesellschaftung alle gewohnten Gegenstände Ihrer Kaninchen vorübergehend aus dem Gehege herausnehmen.
Ihre Anja Schade
Tierheilpraktikerin